Rollende Intensivstation für die Erstversorgung | Willkommen an Bord: ASB-Rettungswagen sind hochmoderne Arbeitsplätze
Wenn sich ein Unfall oder ein Herzinfarkt ereignet, folgt der Ruf der europaweiten Notrufnummer 112. Hochmoderne Rettungswagen, die mobilen Kliniken ähneln, machen sich dann auf den Weg zum Einsatzort. Sie gleichen rollenden Intensivstationen, die mit leistungsstarken Geräten und anderer Rettungstechnik ausgestattet sind. Denn Menschen werden im Notfall nicht nur in die Klinik transportiert, sondern bereits vor Ort und auf dem Weg dorthin stabilisierend behandelt. Wir haben uns einen Rettungswagen des ASB-Regionalverbands Kassel-Nordhessen genauer angeschaut.
Das steckt in einem Rettungswagen
Ein erster Blick hinein zeigt: Sie sind geräumig und hell, an den Wänden ist Medizintechnik, es gibt Schubladen, Regale, Kühl- und Wärmefächer, in denen Materialien und Medikamente lagern, Sauerstoff- und Druckventile sowie andere Anschlüsse, eine Patiententrage, Sessel für Rettungsdienstkräfte und Notarzt, der im Übrigen ohne weiteres Equipment einsteigen kann. Darüber hinaus verfügt ein Rettungswagen über moderne Funk- und Kommunikationstechnik, GPS-gesteuerte Navigation und eine digitale Einsatzdokumentation. Wie Rettungswagen ausgestattet sind, ist unter anderem durch verschiedene DIN-Normen geregelt.
- Medizintechnik: Vom mobilen EKG-Gerät mit Defibrillator- und Herzschrittmacherfunktion, mit dem auch Vitalfunktionen wie Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung überwacht werden, über ein Beatmungsgerät mit unterschiedlichen Beatmungsmustern, etwa für Erkrankungen wie Asthma, bis hin zur Absaugpumpe für die Atemwege ist alles an Bord, was im Notfall gebraucht wird.
- Notfallmedikamente: Ebenso gibt es eine Spritzenpumpe, den Perfusor, um im Notfall dringend benötigte Medikamente zu geben. Einige von ihnen werden im Wärme- oder im Kühlfach aufbewahrt. Kühl gelagert werden beispielsweise Medikamente wie Adrenalin und Infusionen, im Wärmefach hingegen liegen beispielsweise Nährstofflösungen, die bei der Gabe Körpertemperatur brauchen.
- Sauerstoffversorgung: Selbstverständlich gehört auch medizinischer Sauerstoff zur Ausstattung, um Notfallpatienten versorgen zu können. An Bord sind zwei Sauerstoffflaschen mit je zehn Liter geometrischen Volumens (d. h. je 2000 Liter Sauerstoff) sowie zwei Zwei-Liter-Flaschen für den mobilen Einsatz.
- Notfallrucksäcke: Zur Ausstattung gehören auch mit medizinischem Material und Geräten zur Diagnostik ausgestattete Rucksäcke, die zum Patienten mitgenommen werden. Im Blauen steckt alles rund um die Beatmung wie Sauerstoffmasken und -flasche, Intubationsbesteck oder Beatmungsbeutel. Im Roten sind beispielsweise Medikamente, Verbände und Diagnostikzubehör verstaut. Sie wiegen bis zu 15 Kilogramm.
- Sonstiges: Auch Diagnostikzubehör wie Blutdruck- und Blutzuckermessgerät, Stethoskop und Fieberthermometer dürfen bei der Ausstattung eines Fahrzeugs ebenso wenig fehlen, wie Verbands- und Schienungsmaterial, chirurgisches Besteck, etwa für Thoraxdrainagen, Intubationsbesteck sowie Rettungstechnik vom Tragestuhl über eine Vakuummatratze bis zum Tragetuch.
Die Mitarbeitergesundheit im Fokus
Gesundheit ist für Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber ein wertvolles Gut. Umso wichtiger ist es, Arbeitsplätze so zu gestalten, dass gesundes und sicheres Arbeiten möglich ist. Dazu gehört es auch, ergonomische Aspekte zu berücksichtigen. Der ASB hat deshalb in elektrische Patiententragen und Raupentragestühle investiert. Ziel ist es, die Arbeit an Bord zu erleichtern – das heißt, sicher, komfortabel und rückengesund zu gestalten.
- Elektrische Patiententrage: Die neusten Rettungswagen sind mit der Patiententrage Kartsana ausgerüstet, die elektrisch ein- und ausgefahren wird. Sie ermöglicht nicht nur einen schonenden und sicheren Patiententransport, sondern kommt auch der Mitarbeitergesundheit zugute, indem Rücken und Gelenke der Rettungsdienstkräfte beim Tragen entlastet werden.
- Innovation Raupentragestuhl: Auch der sogenannte Raupentragstuhl ermöglicht ein rückenschonendes Arbeiten. Denn er erleichtert den Transport treppauf und treppab von Patienten, insbesondere bei schweren Menschen. Mit Hilfe der Raupe kann der Stuhl über Treppen gleiten. Und sie kann auch bei Bedarf schnell und flexibel entfernt werden, wenn sie nicht eingesetzt werden kann.
- Spezielle Tragesysteme: An Bord gibt es auch spezielle Tragesystem, beispielsweise eine Vakuummatratze, ein Spinboard oder eine Schaufeltrage, die Hilfsmittel zur Rettung verunglückter Menschen sind, bei denen beispielsweise eine Verletzung an der Wirbelsäule oder Frakturen nicht auszuschließen sind.
Der ASB bildet Rettungsdienstkräfte aus
Die Standorte der ASB-Rettungswachen in der Region sind Kassel-Mitte, Kassel-Bettenhausen, Lohfelden, Kaufungen, Baunatal, Schauenburg, Immenhausen, Habichtswald, Bad Emstal sowie neuerdings Söhrewald-Wattenbach. Insgesamt sind in den zehn Wachen knapp 300 Mitarbeiter als Notfall- und Rettungssanitäter mit rund 30 Rettungswagen, zwei Notarzteinsatzfahrzeugen und einem Baby-Notarztwagen im Einsatz. Der ASB-Regionalverband bildet Fachkräfte für den Rettungsdienst selbst aus.
- Ausbildung zur/zum Notfallsanitäter/in: Die Ausbildung ist eine dreijährige duale Berufsausbildung mit staatlicher Abschlussprüfung am ASB-Bildungszentrum in Bad Emstal und auf den ASB-Lehrrettungswachen in der Region. Sie werden in der Notfallrettung eingesetzt, versorgen Patienten in medizinischen Notsituationen, arbeiten alleinverantwortlich oder mit Notärzten zusammen. Der Notfallsanitäter ist die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst.
- Qualifizierung zur/zum Rettungssanitäter/in: Der Qualifizierungslehrgang dauert vier Monate (520 Stunden) in Vollzeit. Die Ausbildung umfasst einen Grundlehrgang im ASB-Bildungszentrum in Bad Emstal, ein Praktikum in einer Klinik und auf einer ASB-Lehrrettungswache sowie die Fahrerlaubnis C1. Rettungssanitäter sind die Fahrer eines Rettungswagens, führen qualifizierte Krankentransporte durch, leiten am Notfallort die Patientenversorgung ein und unterstützen Notfallsanitäter oder Notarzt beim Patienten lebenswichtige Körperfunktionen wiederherzustellen oder zu erhalten.