Hilfe vom ersten Atemzug an | Der ASB-Baby-Notarztwagen rollt seit 45 Jahren
Kommen Babys viel zu früh auf die Welt oder starten Neugeborene schwer krank ins Leben, brauchen sie sofort optimale medizinische Versorgung. Bei solchen Notfällen ist der Baby-Notarztwagen des ASB im Einsatz. Seit 45 Jahren ist er als rollende Intensivstation, vollgepackt mit Medizintechnik für Neugeborene, unterwegs. Der Baby-Notarztwagen des ASB ist der einzige in Nordhessen und in Kassel stationiert.
Beim ASB Regionalverband Kassel-Nordhessen steht aktuell die fünfte Fahrzeuggeneration, die ersetzt werden muss. Investitionskosten wie diese, aber auch die Betriebskosten müssen über Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert werden. „Eine Refinanzierung über die Krankenkassen ist nicht möglich. Sie bezahlen nur den Transport“, erläutert der erste Vorsitzende des Regionalverbands, Philipp Brake.
Aktion Advent unterstützt mit 3000 Euro
Die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs ist geplant. Unterstützung hat das Projekt nun durch die Aktion Advent erhalten, die es mit 3000 Euro fördert. Die Spende ist ein weiterer Schritt in Richtung der sechsten Generation des Baby-Notarztwagens, der Neugeborenen Hilfe vom ersten Atemzug an gewährleistet.
Was das Fahrzeug an Diagnostik und Therapie ermögliche, könne kein normaler Rettungswagen leisten, sagt Philipp Brake. Werde er gerufen, das geschehe rund 120 Mal pro Jahr, zähle jede Minute. An Bord sind neben einem Arzt und einer Krankenschwester der Frühgeborenen-Intensivstation am Klinikum Kassel auch ASB-Rettungssanitäter, die das ehrenamtlich machen.
Ehrenamtliche des ASB sind an Bord
Philipp Brake, der ausgebildeter Rettungssanitäter ist, fährt seit 15 Jahren als Freiwilliger mit. Ehrenamtlich im Einsatz sind auch Christine und Klaus Liske. Sie hat als Kinderkrankenschwester gearbeitet, ihr Mann ist ausgebildeter Rettungsassistent. Heute sind beide im Ruhestand und schenken ihre Zeit Kindern, die Hilfe brauchen. „Für die Schwächsten dazu sein, liegt uns am Herzen“, sagen sie.
Der ASB in Kassel war 1976 eine der ersten Hilfsorganisationen, die ein solches Fahrzeug in den Dienst stellte. Hintergrund war, dass Anfang der 70er-Jahre spezielle Intensivstationen für Neugeborene an Schwerpunktkliniken auf- und ausgebaut wurden. Der Transport dorthin war lange nicht befriedigend gelöst, sodass auf Drängen der Ärzteschaft Transportdienste für Neugeborene eingerichtet wurden.
Das Herzstück ist der Inkubator
Im Zentrum des Baby-Notarztwagens steht der Inkubator. In dem Brutkasten herrschen 37 Grad, also Körpertemperatur, damit das Neugeborene nicht auskühlt. Der Sauerstoffgehalt kann bei Bedarf erhöht werden.
Ein hochmodernes Überwachungsgerät zeigt alle Werte an, vom Herzschlag über die Atmung bis hin zur Sauerstoffsättigung. Zur High-Tech-Ausstattung gehören auch drei Infusionspumpen, über die das Baby mit einer Infusionslösung versorgt werden kann, um das Austrocknen zu verhindern, oder es werden damit Medikamente gespritzt.
Schonender Transport ist gewährleistet
Und für den Fall, dass der Säugling nicht selbstständig atmen kann oder die Kräfte schwinden, ist ein Beatmungsgerät an Bord. Etwa die Hälfte der Babys muss beatmet werden. Und weil jede Erschütterung während der Fahrt für die winzigen Patienten ein großes Risiko ist, ist das Fahrzeug besonders gut gefedert, sodass der Transport äußerst schonend ist.