Den Austausch der Generationen fördern | Mehrgenerationenhauses und der Evangelischen Jugend starten gemeinsames Projekt
„Alt fragt Jung“: Unter diesem Motto steht eine neue Veranstaltungsreihe, zu der das ASB-Mehrgenerationenhaus (MGH) in Lohfelden mit der Evangelische Jugend vor Ort einmal im Monat einlädt. Unter dem Titel „Miteinanderrederei“ soll ein Austausch der Generationen gefördert werden. Das Angebot richtet sich an Jugendliche ab 13 und junge Erwachsene, die mit älteren Menschen zu aktuellen Themen, vom Konsumverhalten bis hin zum Klimawandel, ins Gespräch kommen möchten.
Hören, was die Jugend denkt und bewegt
Die Idee zu diesem Projekt hatte Krimhilde Birkenstock, die sich ehrenamtlich im MGH engagiert: „Ich möchte mit jungen Menschen in Kontakt kommen und bin neugierig darauf, was sie denken und was sie bewegt.“ Die 71-Jährige leitet die Diskussionen mit MGH-Koordinatorin Tabea Köhne und Ursula Griese-Stricker. Die Gemeindereferentin der Evangelischen Kirchengemeinde Lohfelden betont, wie wichtig das Gespräch miteinander sei, vor allem nach zwei Jahren Pandemie, die Spuren hinterlassen habe, und auch mit Blick auf den Ukraine-Krieg.
Die „Miteinanderrederei“ soll jungen Menschen eine Plattform bieten, wo sie ihre Ideen und Gedanken, Ängste und Sorgen äußern können. „Was wollen und brauchen wir für ein glückliches Leben. Darüber wollen wir in den Austausch kommen“, beschreibt Ursula Griese-Stricker ihre Intention. Sie möchte Impulse für die Jugendarbeit mitnehmen, um vor Ort die richtigen Angebote zu machen. Das gilt auch für Krimhilde Birkenstock und Tabea Köhne vom MGH, die sich ebenfalls Anregungen holen möchten.
Brauchst Du andere Menschen oder reicht Dir Alexa?
Die Premiere der „Miteinanderrederei“ ging der Frage nach: „Brauchst Du andere Menschen oder reicht Dir Alexa?“ Tabea Köhne schildert, dass zahlreiche Jugendliche in das Evangelische Gemeindezentrum in den Lohfeldener Ortsteil Crumbach gekommen und neugierig gewesen seien: „Viele waren sehr gespannt und wollten sich einfach überraschen lassen, einige haben sich über einen offenen, ehrlichen Austausch mit anderen Generationen gefreut.“ Die Mehrheit der Jugendlichen war 14 Jahre alt, dabei waren aber auch Ältere und zwei Jüngere im Alter von zehn und elf Jahren.
Eine der Fragen, die diskutiert wurde, war: „Ist der Mensch ein Herdentier?“ Und das wurde durchaus bejaht – und herausgestellt, dass jeder Mensch ein Gegenüber braucht und einigen in Zeiten von Homeschooling die Gemeinschaft in der Schule gefehlt hat. Die Pandemie habe Spuren hinterlassen, die Langzeitfolgen der Isolation für Kinder und Jugendliche seien noch nicht absehen, so das Fazit. Und es stellte sich im Gespräch auch heraus, wie wichtig Körperkontakt für junge Menschen ist, beispielsweise Umarmungen – etwas, das durch Corona mit Ängsten besetzt ist.
Chatgruppen ersetzen keine Freundschaften
Und nicht nur in Zeiten des Corona-Rückzugs stellt sich diese Frage: „Können Erwachsene oder Eltern gleichaltrige Freunde ersetzen?“ Die meisten Jugendlichen verneinten das. Eine andere Frage: „Können Chatgruppen den persönlichen Kontakt ersetzen?“ Auch hier war die Einschätzung eindeutig: Das funktioniert nicht. Chats seien nur geeignet, um schnell Nachrichten zu übermitteln. Echte Freunde, denen man vertraue, seien wichtig.
Tabea Köhne resümiert: „Ich war total begeistert von diesem offenen Austausch und sehr intimen Gesprächen, auf die sich die Jugendlichen mit uns eingelassen haben.“ Themen für die kommenden Monate seien bereits geplant, sagt Krimhilde Birkenstock. So soll es unter anderem um Fragen gehen wie „Ist Geiz wirklich geil?“, „Was bedeutet Dir Heimat?“, „Wozu all der Hass?“, „Brauchen wir die Natur?“ oder „Hast Du Angst vor der Zukunft?“.